Die Zinserhöhung der EZB hat Auswirkungen auf den Immobilienmarkt und für Immobilienbesitzer. Wir klären auf, welche das sind.
Die Europäische Zentralbank (EZB) erhöhte die Leitzinsen am 21. Juli 2022 um 0,5 Prozentpunkte und zum 14. September um weitere 0,75 Prozentpunkte. Mit 1,25 Prozent liegt der Leitzins (Hauptrefinanzierungssatz) nun deutlich im positiven Bereich. Sie reagiert damit auf die zuletzt stark gestiegenen Preise. Im Euroraum überschritt die Inflation zuletzt die Marke von neun Prozent.
Ist mit weiteren Zinserhöhungen der EZB zu rechnen?
Nach Jahren der lockeren Geldpolitik hat die EZB – nach Auffassung vieler Fachleute zu spät – auf die galoppierende Inflation reagiert und sich wieder auf ihre Kernaufgabe konzentriert: nämlich für stabile Preise zu sorgen!
Die Deutsche Bundesbank geht derzeit davon aus, dass die Inflationsrate in Deutschland im Herbst „eine Größenordnung von zehn Prozent“ erreichen könnte, wie die Behörde am 22. August mitteilte. Es wird befürchtet, dass es aufgrund der hohen Inflation, dem Krieg in der Ukraine und andauernden Lieferengpässe zu einer Stagnation der deutschen Konjunktur kommen könnte. Das ifo Institut – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung an der Universität München e.V. prognostiziert der deutschen Konjunktur einen harten Winter. Im Ergebnis sinken die realen Einkünfte der privaten Haushalte und die Kaufkraft reduziert sich. Ähnlich sieht es bei unseren europäischen Nachbarn aus.
Da viel dafürspricht, dass sich an den Gründen für die Inflation nicht viel ändert, muss die Geldpolitik reagieren: nämlich mit Zinsen, die nach oben müssen.
Welche Auswirkung hat der EZB-Leitzins auf Baufinanzierungen?
Die Zinserhöhungen machen Kredite für Verbraucher im Regelfall teurer, zu sehen bei den Konditionen für das Girokonto oder Ratenkredite.
Etwas anders verhält es sich bei den Baufinanzierungszinsen. Hier beeinflusst der Leitzins die Entwicklung der Bauzinsen nur indirekt. Eine Reaktion kann, muss aber nicht, erfolgen. Die hängt u.a. damit zusammen, dass Baufinanzierungen im Regelfall über einen langen Zeitraum laufen und entsprechend von den Banken auch refinanziert sind.
Wer für seine Baufinanzierung eine Zinsfestschreibung von bis zu 30 Jahren vereinbart hat, hat zumindest soweit keine Auswirkungen zu erwarten.
Für potenzielle Immobilienkäufer (und Finanzierer) sind die Auswirkungen aber deutlich, denn die Bauzinsen steigen. Bauzinsen beginnen inzwischen bei knapp 2,5 -2,9 Prozent. Immobilienkäufer müssen sich längerfristig wohl auf Zinssätze um drei Prozent und höher einstellen. Im langjährigen Vergleich ist dies noch immer günstig, aber dies ist nur ein schwacher Trost.
Was bedeutet die Zinswende für den Immobilienmarkt / Immobilienbesitzer?
Kredite werden teurer, Häuser werden billiger. Denklogisch ja, aber der Immobilienmarkt hat in den zurückliegenden Jahren nicht immer so reagiert.
Kurzfristig könnte die Folge eine sinkende Nachfrage und damit ein Absacken der Preise am Immobilienmarkt sein. Doch der Wunsch nach dem eigenen Heim ist ungebrochen, weshalb die Preise mittelfristig wieder weiter steigen dürften, zumindest auf hohem Niveau verharren.
Für 2022 geht die DZ Bank AG (Frankfurt/Main) unverändert davon aus, dass sich der Anstieg der Immobilienpreise etwas abschwächen wird, wenngleich die Kurve weiter nach oben geht. Sie rechnet damit, dass die Preise für Eigenheime und Eigentumswohnungen in 2022 im Vergleich zum Vorjahr „nur“ um 7,5 bis 9,5% klettern.
Angesichts unverändert hoher Immobilienpreise, explodierender Nebenkosten und dem Verlust von Kaufkraft wird der Traum vom eigenen Haus deutlich teurer. Bisherige Kalkulationen und Budgetplanungen müssen zwingend an die aktuellen Gegebenheiten angepasst werden, damit der Erwerb einer Immobilie nicht nach kurzer Zeit zum finanziellen Alptraum wird.
Dafür, dass sich viele Interessenten bereits umorientieren spricht, dass die großen Immobilienportale und Wohnungskonzerne gleichlautend über eine deutlich gestiegene Nachfrage nach Mietwohnungen berichten.
S&M – DIE IMMOSPEZIALISTEN sind Ihnen nicht nur bei der Suche nach dem geeigneten Objekt behilflich, sondern beraten Sie umfassend und unterstützen Sie in Energiefragen und der Gebäudetechnik und beim Umbau oder Erweiterung.
